Aktualisiert am 02. November 2023
Etwa 20 bis 30 % der Frauen erleiden bei der Geburt Ihres Kindes einen Dammriss. Die große Häufigkeit zeigt, dass im Schnitt ein Viertel der Frauen dieses Problem betrifft. Da die Hormonumstellung durch die Geburt bereits einen inneren Aufruhr für die Mütter bedeutet, belasten die Schmerzen und Unannehmlichkeiten durch den Dammriss zusätzlich. Mit den richtigen Methoden und Hilfsmitteln können die Probleme eines Dammrisses deutlich verringert werden.
Der Damm liegt zwischen den äußeren Genitalien und dem After. Durch starke Beanspruchung kann die Haut dort reißen. Hauptursache ist bei Frauen die Geburt eines Kindes. Wenn sich der Kopf des Kindes durch die Scheide drückt, kann es zu einer Überdehnung in diesem Bereich kommen.
Da ein Dammriss in der Austreibungsphase passiert, werden Sie bei leichten Verletzungen zunächst kaum bemerken. Erst nach der Geburt werden Sie je nach Ausprägung Schmerzen empfinden.
Ein Dammriss kann in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Die Unterscheidung erfolgt jeweils nach der Länge und Tiefe der Risse:
Dammriss Grad 1: Die Haut ist nur oberflächlich gerissen. Die Muskulatur ist nicht betroffen.
Dammriss Grad 2: Die Verletzung betrifft nicht nur die Haut, sondern auch den Muskel. Der Schließmuskel funktioniert noch.
Dammriss Grad 3: Die Verletzung betrifft nicht nur die Haut. Der Schließmuskel ist teilweise oder ganz beschädigt.
Dammriss Grad 4: Nicht nur der Schließmuskel, sondern auch die Darmschleimhaut sind betroffen.
Machen Sie sich im Vorfeld der Geburt nicht so viele Sorgen über einen Dammriss. Die Statistik zeigt, dass nicht unbedingt bei Ihnen ein Dammriss auftreten muss. Es gibt zwar bestimmte Risikofaktoren, die aber nicht zwingend einen Dammriss zur Folge haben.
Die folgenden Risikofaktoren begünstigen einen Dammriss:
Großes Kind über 4000 g oder großer Kopfumfang
Ungünstige Lage des Kindes
Sehr schnelle Geburt, bei der die Haut sich schnell dehnen muss
Einsatz von Hilfsmitteln wie Zange oder Saugglocke
Sehr festes Bindegewebe
Bei einem Dammschnitt wird während der Pressphase der Damm gezielt eingeschnitten, bevor er reißt. Vorteil eines Dammschnitts ist die gezielte Schnittführung, wodurch sich der Schweregrad besser kontrollieren lässt. Auf der anderen Seite ist in vielen Fällen der Schweregrad eines Dammrisses gering. Die Wunde schmerzt bei einem Riss weniger und heilt besser ab.
Die Behandlung eines Dammrisses hängt entscheidend vom Grad der Ausprägung ab. Zunächst wird der Arzt Größe, Lage und Ausbildung untersuchen. Anschließend erfolgt die Behandlung.
Ein leichter Dammriss 1. Grades verheilt in der Regel unkompliziert von selbst ab. Bei Dammrissen zweiten Grades wird der Arzt entscheiden, ob eine Naht notwendig ist. Höhere Dammrissgrade werden grundsätzlich genäht. Dies erfolgt in der Regel unter lokaler Betäubung.
Für die Naht eines Dammrisses werden Fäden genutzt, die sich selbst auflösen. Daher ist eine Nachbehandlung nicht notwendig.
Im Durchschnitt benötigt ein Dammriss 10 Tage, bis die Narbe heilt. Bis Sie vollständig beschwerdefrei sind, können bis zu sechs Wochen vergehen. Komplikationen treten zwar selten auf, können jedoch den Heilungsprozess verzögern. Bei größeren Verletzungen oder Beeinträchtigung des Muskels kann es unter Umständen mehrere Monate, dauern.
Um beim Dammriss die Heilung zu fördern, können Sie auf mehrere Hilfsmittel zurückgreifen.
Die Narbe kühlen ist ein wichtiger Schritt zur Entlastung. Hierfür können Kühlakkus oder Eiswürfel verwendet werden. Besonders hilfreich ist ein mit Wasser gefülltes Kondom. Die schmale, längliche Form passt sehr gut für den Nahtbereich.
Für die Heilung ist die Hygiene besonders wichtig. Damit keine Keime in die [Narbe](/narbe/) eindringen, sollten Sie regelmäßig die Binde wechseln und sich täglich waschen oder duschen.
Sitzbäder mit heilenden und pflegenden Substanzen wie Hamamelis und Kamille können die Heilung fördern. Führen Sie Sitzbäder allerdings nicht zu oft und nicht zu lange durch, da sonst die Narbe aufweichen kann.
Bei jeder Gelegenheit und insbesondere nach einem Sitzbad sollten Sie „unten ohne“ herumlaufen, sitzen oder liegen. Durch die Luft heilt die Wunde schneller aus. Im Alltag mit Baby geht dies schnell unter. Sie können sich aber gezielt Freiräume schafft, indem Sie beispielsweise im Liegen stillen und dies immer an einem vorbereiteten Kuschelplatz.
Ebenso wie ein Dammriss kann auch ein Scheidenriss bei der Geburt auftreten. Dabei kann die Vagina an verschiedenen Stellen reiße. Ein Scheidenriss tritt eher bei Geburten mit Saugglocke oder Geburtszange auf. Häufig ist ein Scheidenriss zusammen mit einem Dammriss zu beobachten.
Ein Dammriss ist eine Wunde, die Sie in der ersten Zeit nach der Geburt beeinflussen kann. Auch wenn die Naht schnell und unkompliziert heilt, sollten Sie sich auch schonen. Nicht immer ist dies mit einem Baby im Alltag wichtig. Denken Sie daran, Unterstützung im Wochenbett, ob vom Partner oder Familie oder gemeinnützigen Organisationen ist wichtig. Nutzen Sie selbst auch diese Möglichkeiten, um beispielsweise beim Dammriss 4. Grades Spätfolgen zu vermeiden.
Wie deutlich Sie ein Dammriss in Ihrem Alltag beeinträchtigt, hängt von der Stärke des Risses ab. Vermeiden Sie unnötigen Druck auf die Narbe durch längeres oder häufiges Stehen oder Laufen. Beim Sitzen ist es sehr vorteilhaft, sich einen kleinen Schwimmring auf den Sitz zu legen. Dadurch stützen Sie sich mit den Oberschenkeln und dem Po ab und der Dammbereich erhält keinen Druck.
Legen Sie sich regelmäßig hin, um die Narbe zu entlasten. Spreizen Sie die Beine nicht unnötig, wenn Sie zum Beispiel in die Hocke gehen oder aus dem Bett aufstehen. Helfen die generellen Behandlungsmöglichkeiten wie Kühlen und Sitzbäder nicht, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesondere, wenn gelblicher Ausfluss auf eine Entzündung hinweist.
Der Stuhlgang kann nach einem Dammriss Schmerzen verursachen. Halten Sie Ihren Stuhl weich, indem Sie viel trinken und leichte Kost zu sich nehmen. Dadurch vermeiden Sie starkes Pressen und Druck die Narbe. Sollte die Ernährung nicht ausreichen, können Sie mit Ihrem Arzt über ein leichtes Abführmittel sprechen. Reinigen Sie sich nach dem Stuhlgang gründlich mit Wasser. Zusätzlich kann es bei einem Dammriss dritten oder vierten Grades durch die Verletzung des Schließmuskels Probleme geben, den Stuhlgang zu halten. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, ob eine Dammriss-Korrektur notwendig ist.
Wann Sie wieder Sex nach der Geburt haben, richtet sich individuell nach Ihrem Gefühl. Nachdem die Narbe verheilt ist und der Wochenfluss versiegt, spielt Ihre eigene Einstellung zur Sexualität die entscheidende Rolle. Bei einem starken Dammriss insbesondere in Kombination mit einem Scheidenriss sollte Sie am besten vorher Ihre Frauenärztin oder Hebamme die Narbe kontrollieren lassen.
Die Naht des Dammrisses hat die Form des Scheideneingangs leicht verändert. Dadurch können Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs auftreten. Allerdings ist das Gewebe der Scheide sehr elastisch, wodurch die Probleme sich schnell vollständig bessern. Gleichzeitig kann auch die Angst vor Schmerzen Probleme beim Sex ausläsen. Sie sollten das Thema mit Ihrem Mann besprechen und zusammen nichts erzwingen. Tritt keine Besserung ein, sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin über eine mögliche Korrektur der Naht.
Insbesondere Frauen, die bereits einen Dammriss 4. Grades hatten, machen sich Gedanken um die Geburt des zweiten Kindes. Ist die Narbe gut verheilt, spricht nichts gegen eine Geburt ohne Dammriss. Allerdings sollten Sie sich informieren, was die Ursache für den starken Riss war. Handelte es sich um Risiken, die auch bei der nächsten Geburt auftreten können, sollten Sie mit Ihrer Hebamme darüber sprechen.
Da ein Dammriss die erste Zeit mit dem Baby etwas erschwert, kann auf vorbeugende Methoden zurückgegriffen werden. Dies gilt sowohl für Erstgebärende, aber auch für Frauen, die nach einem Dammriss eine zweite Geburt erleben.
Von Hebammen wird häufig empfohlen, dass Sie einem Dammriss mit Massage vorbeugen. Etwa sechs Wochen vor dem Entbindungstermin sollten Sie damit beginnen, um den Damm bis zur Entbindung weich und elastisch zu massieren.
Es gibt mehrere Geburtspositionen, die das Risiko eines Dammrisses verringern. Dabei ist insbesondere der Vierfüsslerstand sehr schonend für den Damm.
Ja, Juckreiz kann ein Symptom eines Dammrisses sein. Obwohl Juckreiz nicht immer bei jedem Dammriss auftritt, kann es eine Reaktion auf die Heilung des Gewebes sein. Der Juckreiz kann durch den Heilungsprozess selbst, die Bildung von Narbengewebe oder die Reizung der empfindlichen Haut im Bereich des Damms verursacht werden.